Sonntag, 23. August 2015

Sind Geldscheine schön? Warum ist (mir) das wichtig?



Gerade aus Schottland zurück gekommen... vor kurzem in der Schweiz gewesen, möchte ich meinen Blog dazu verwenden, euch eines meiner Aha-Erlebnisse nahezubringen – das auf den ersten Blick unwesentlich erscheinen mag, es aber vielleicht doch nicht ist!

Was fällt euch auf, wenn ihr dieses Bild von Geldscheinen aus Nicht-EURO-Ländern betrachtet?


Ja, richtig, es sind Menschen darauf zu sehen. Menschen, die sich entweder durch besonderen Einsatz für ihre Mitmenschen ausgezeichnet haben, hervor-ragende KünstlerInnen oder - okay, die Briten sind da eigen - eine Königin.
Vor Einführung des EURO hatten wir z.B. Bertha von Suttner, Ferdinand Raimund & Carl von Ghega auf unseren Geldscheinen - ich schaute mir gerne ihre Gesichter an - und rätselte über ihre Bedeutung... wer waren sie? Was hatten sie uns Nachkommen hinterlassen?

Und: was unterscheidet alle oben gezeigten & besprochenen Geldscheine von "unseren" EURO's?





Die Vorderseite zeigt - auf jedem EURO-Schein - ein Tor. Das Tor sollte es nirgendwo "in Echt" geben, wurde den GrafikerInnen aufgetragen (hab ich gelesen), "damit sich kein Land benachteiligt fühle".




Detto die Brücken auf den Rückseiten sämtlicher Euro-Scheine:

Kein Wunder, dass diese an nichts erinnernden und niemanden ehrenden Scheine mir "seelenlos" erscheinen. Wie der Rohbau eines Hauses, in das kein Leben eingezogen ist?... wie "unsere" EU?

Darum strahle ich manchmal Menschen, die mir ihre bunten, schönen, Gesichter-tragenden Geldscheine herausgeben, wie grundlos an. Manchen erzähle ich auch von meiner Traurigkeit über den Verlust der Werte, die Menschen den Geldscheinen früher -zumindest bildhaft - mitgegeben haben. 

Wie geht es DIR damit? Mir ist wichtig, die Meinung anderer dazu zu erfahren :-)

Freitag, 13. März 2015

Was ist richtig und gut?



Ich habe Psychologie studiert und bin eher in den Geisteswissenschaften als in der Ökonomie beheimatet. Aber je älter ich werde, umso brennender hat mich „die andere Seite der Medaille“ zu interessieren begonnen. Dabei habe ich mich gefragt, wie Wirtschaft & Politik „funktionieren“ – und wieso dieser Begriff in Bezug auf Menschen schrecklich für mich ist?

Ein paar meiner Erkenntnisse will ich hier zusammenfassen, weil diese mir dabei geholfen haben, mich und andere Menschen umfassender zu verstehen.

Was ist Wirtschaft? Was ist Politik?

Sowohl Wirtschaft als auch Politik sind Systeme: Verwaltungsapparate, die auf Hierarchien aufgebaut sind. Ihr Ziel ist primär ihr Selbsterhalt. Das ist ähnlich, wie bei einem Organismus: der will auch in erster Linie eines: Überleben. Aber nur „ähnlich“, nicht gleich. Warum?

Maja-Kultur (3000 - 900 v. Chr.


Anders als lebende Systeme sind Machtsysteme hierarchisch aufgebaut. Das heißt, dass es auf jeder Stufe und jeder Position jemanden gibt, der eine Rolle zu erfüllen hat, der also genau genommen austauschbar ist. Denn: handelt er anders, als von seinen Mitspielern „für den Systemerhalt dienlich“ gesehen, wird er „ausgeschieden“ (gemobbt, gekündigt, gemieden o. ä.).

Wenn also z.B. ein Präsident, wie Barack Obama zum Präsidenten gewählt wird, dann nimmt er zwar eine Position an der Spitze der Hierarchie „Politischer Machtapparat“ ein, kann aber nur „im Sinne des Systems“ wirksam werden. Haben innerhalb des politischen Machtapparats z.B. fast nur wohlhabende Akteure Positionen inne, die ihr Geld mit Waffenhandel verdienen, dann werden diese früher oder später einen Markt dafür „verlangen“ oder hervorrufen. Die Situation ist so, als wäre Obama von einer Herde Hämmer umgeben, die allesamt „Nägel! Nägel! Nägel!“ rufen.

DAS bedeutet „funktionieren“ – dass Ziele als not-wendig erscheinen, die zwar System-erhaltend, gleichzeitig aber lebensfeindlich sind.

Wichtig ist dabei, dass Systeme in der Sprache beginnen; welche Begriffe positiv besetzt sind, wofür es überhaupt Worte gibt und inwiefern die Grammatik bereits hierarchisch aufgebaut ist. Einen Satz mit „Subjekt“ und „Objekt“ gibt es nicht in allen Sprachen! Und welche Begriffe kaum noch oder gar nicht mehr genützt werden – wie „Muße“, „gebührend“ oder „erhaben“ – ist auch von Bedeutung!

Im Gegensatz zu einem lebenden Organismus, der bereits mit der Absicht geboren wird, zu leben und zum Wohl anderer beizutragen, entbehren die Verwaltungssysteme genau DIESE entscheidende Ingredienz. Im Organismus müssen alle Zellen kooperieren – und ist jede Zelle gleich-wertig - Verwaltungs-Systeme sind hingegen "sachbezogen" (auf Gewinn hin) und "gehorsam" ("der über mir entscheidet!") organisiert. Um immer "effizienter" zu verwalten, werden ArbeitnehmerInnen unter immer größeren Arbeits- und Zeitdruck versetzt - das steigert Gewinne.

Zeitdruck ist Gewalt nach innen. Er macht krank und zerstört Beziehungen

Es geht nicht an, dass immer weniger Zeit für uns selbst, für unsere Familien und Freundschaften, Nachbarschaft und sinnvolles Sein zur Verfügung steht! Für Gemeinschaft und Verbindung! Uns allein Fühlen aktiviert eine unserer menschlichen Ur-Ängste: "Existenzangst" - weil wir allein nicht überleben können.

Angst macht dumm und verengt die Vorstellungskraft gegenüber Alternativen. Und ich beobachte immer mehr Menschen, die von Existenzängsten gebeutelt werden. Viele davon suchen individuelle Strategien, besser mit ihrem Leben zurande zu kommen – aber ist das nicht ein weiterer Schritt in die falsche Richtung?

Braucht es nicht Ideen und Angebote, die Richtung menschenwürdige(re)n Lebens weisen?
Beispiele:
  •  Die „Gemeinwohlökonomie“ zielt in diese Richtung - sie bezieht das Wohl der Gemeinschaft in die Bewertung wirtschaftlicher Erfolge mit ein.
  • Das „Bedingungslose Grundeinkommen“ ist für mich ein Schritt Richtung Lösung. Weil es einen Ausweg aus der fatalen Gleichung „Geld = Leben“ bereitstellt. 
  • Und die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg, weil sie ein Einüben in hierarchiefreies Sein ermöglicht und zugleich jeden Menschen an seine Verantwortung gegenüber sich selbst und andere erinnert. „Funktionieren“ oder „Effizienz“ hat Marshall Rosenberg als Amtssprache bezeichnet – der die GfK mit einer wieder-menschlichen Sprache antwortet. Einer Sprache, in der Menschen von ihren Gefühlen & dem, was sie benötigen sprechen. Dabei zeigen wir uns in unserer Menschlichkeit und Größe – und hören auf, Teil eines wie-immer-gearteten Systems zu sein. 

Wieso ist das richtig und gut? Das wußte bereits Hildegard von Bingen:

„Jedes Geschöpf ist von einem anderen abhängig, alles ist miteinander verbunden und aufeinander angewiesen, alles antwortet einander und hält einander in Spannung.“