Montag, 30. Dezember 2013

Eine Geschichte von EndeAnfang



Lotusblüten (C) Peter Pressnitz


Wir befinden uns gerade am Ende des Jahres 2013 - und bald beginnt 2014. 

Ich interpretiere die Weihnachtszeit immer als "kollektives Geburtsthema", denn im Christentum wird ja die Geburt Jesu Christi gefeiert... und die Geschichte handelt von einem Mann und einer Frau, von Armut und Fremdsein - von der Verletzlichkeit zweier Menschen, die für die Geburt ihres Kindes einen ORT suchen und schließlich auch finden.
Diese Verletzlichkeit löst bei sehr vielen Menschen ein Bedürfnis nach Sicherheit aus: Da wird eingeladen, aufgekocht und gekauft, was das Zeug hält. All das möchte die Zuneigung und Gemeinschaft zwischen uns be-greifbar machen, uns an- und erfüllen, sie beweisen - wo sie doch gänzlich un-er-messlich und uns geschenkt worden sind!

Eine Woche später kommt für mich - in der Silvesternacht - das Sterben und der Neubeginn in unsere Gefühlswelt. Wir schließen geistig einen Zeitabschnitt - und erinnern uns gleichzeitig an die Endlichkeit unseres Seins. Und an die Ungewissheit, was morgen kommt, oder nachher.

Dazu möchte ich Euch gerne, ausnahmsweise, Gedanken von einem Schriftsteller* weiter geben, die mir dazu ganz besonders inspirierend erscheinen. Sie balancieren so schön zwischen den Zeit- und Gefühls-Ebenen:

„Im Bauch einer schwangeren Frau trieben drei Embryos: Einer von Glaube und Hoffnung genährt, der Zweite ein Zweifler durch und durch, während der Dritte überaus skeptisch in die Zukunft spähte. 
Der Zweifler wollte wissen: "Glaubt ihr an ein Leben nach der Geburt?" 
Der Gläubige antwortete: "Gewiss, das gibt es. Unser Leben hier ist nur ein Weg, wir wachsen und gedeihen, um uns auf ein weiteres Leben nach der Geburt vorzubereiten."
Der Skeptiker gab zu bedenken: "Törichter, das gibt es doch alles nicht, wie sollte so ein Leben auch aussehen?"
Der Gläubige daraufhin: "Das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher heller sein als hier, wir werden Laufen und Springen und sogar mit dem Mund essen."
Der Skeptiker (lachte lauthals): "Das Laufen ist doch nur ein Mythos. Und mit dem Mund essen? Was für ein seltsamer Glaube – es gibt doch eine Nabelschnur, die uns ernährt."
Der Gläubige entgegnete: "Doch, es geht. Bestimmt! Wir müssen darauf vertrauen."
Der Skeptiker überlegte: "Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Ich meine, mit der Geburt ist das Leben definitiv zu Ende. Es ist ohnedies eine einzige, dunkle Zelle." 
Der Gläubige lächelte: "Wir werden sogar unsere Mutter sehen". 
Der Skeptiker entrüstet: "Mutter?! Du glaubst tatsächlich an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?" 
Der Gläubige: "Überall. Bist du denn blind? Ohne sie würden wir doch gar nicht existieren." 
Der Skeptiker schüttelte den Kopf: "So was Dummes habe ich noch nie gehört! Und von einer Mutter hätte ich bestimmt etwas gemerkt." 
Der Gläubige aber wusste: "Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören!“


Aus dem Standard-Artikel von *Michael Stavaric, "Vergesst uns nicht!" vom 4. Februar 2008 entnommen. Weil ich ihn für die Zeit von Jahres-Ende und den Jahres-Anfang enorm inspirierend finde... (Die Anführungszeichen sind von mir ;-)

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