„Der Mensch blickt in die Zukunft, wie ein
Maulwurf in sein Erdloch“ *
Nur dass der
Maulwurf in seinem Erdloch zu Hause ist.
Während ich,
Mensch, in meiner Zukunft ganz und gar nicht heimisch werde.
Wenn ich der
Maulwurf bin und nicht der Mensch, der ihn sich als Metapher ausgedacht hat,
dann wende ich mein rosa weichpelziges Nasenspitzerl rasch zum Erdloch,
und bewege
meine Grabebeinchen da hinein.
Es duftet
erdig. Ein leichter Duft von Engerling... der zieht mich magisch an... und bald
schmecke ich dieses köstlich knaxende Etwas.
Es braucht
keinen Namen, weil ich es niemandem erzähle.
Ein
köstlicher Moment in meinem Maulwurfsleben.
„ACHTUNG –
FERTIG – LOS!“ – das ist lustig. Ich mag diese 3 Wörter urgerne. Weil es dann
immer spannend wird und ein bissi abenteuerlich.
Vielleicht gehen dann auch
immer Wettkämpfe los und strengen sich alle sehr an.
Und jetzt hat es Bettina
gesagt und ich weiß, dass es um gar keinen Wettkampf geht. Sondern dass wir
Schreiberlinge jetzt alle an unseren gewählten Plätzen sitzen und uns
vertiefen, in unsere Schriften.
Der Kuli
kratzt leise und die Uhr tickt laut und meine Hand mit dem Kuli wirft einen
lustigen Vogelschatten, wobei aus dem Schnabel die Buchstaben fließen.
Wenn ich nur
auf den Schatten schaue, dann entsteht an der Spitze dieses unwirklichen
Lichtschattenvogels auf geheimnisvolle Weise etwas HIER ganz reales.
Gerade habe
ich mich anders hingesetzt und plötzlich ist der Vogel weg und was anderes,
deutlich eckiger und aufrecht ist nun erschienen.
Wie oft
werde ich noch wo sitzen, in diesem meinem Leben, und werde schreiben und diese
Wirkung erleben: Wie plötzlich wieder Stille entsteht
und die
Gedanken deutlich langsamer werden, weil sie sich der Geschwindigkeit meiner
nicht-hetzen-wollenden Hand anpassen müssen.
Die passende
Schreibgeschwindigkeit für diesen Moment zu finden ist wie beim Singen den Ton
des Moments zu finden. Und wahrscheinlich entscheidet das Tempo auch über die Form
der Schrift.
So, wie ein
gemächlich gehender oder mit sich im Einklang gehender Mensch anmutig und
sehenswert wandert, spricht auch die Schrift von der Schlichtheit des
Augenblicks, vom sich-Zeit-genommen-haben des Schreibenden.
Und jetzt
krächzt ein Rabenvogel um die Ecke und Bettina verkündet das Ende unseres
Schreibens.
War der
Vogel zuerst da oder Bettina’s Stimme?
* Das Maulwurf-Zitat stammt aus "Innana", Sumerisches Myhtentheater - sein Bild von Frank Meisel
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