(C) by Andrea Leindl, 2012 |
Mir war und ist oft alles zu viel gewesen und noch. Und nun bin ich nackt geworden, diese Weihnachten. Ein Kahlschlag hat stattgefunden aus dem sich, wie trotzige Leuchttürme, immer öfter Tannenbäume erheben werden, rund um mich.
Sie werden bunte Kugeln tragen oder Kerzen, blinken oder
flackern... und ich werde meine Eltern verloren haben, mein Zuhause und auf Kur
sein.
Dort werde ich einen Schlüssel ausgehändigt bekommen und in
ein mir neues Zimmer Einzug halten, einen Koffer mit alten Sachen hinter mir
herziehend, die mir als Erinnerungshilfe und Identitätsstifter dienen werden –
von sauberen Unterhosen über kleine Polster, die ich schon mit mir herumtrage,
seit ich Kind war.
Das Zimmer wird schon viele GästInnen beherbergt haben, die
genau wie ich, ihre zuerst-Fremdheit und ihr Umhersuchen allmählich abgelegt
haben werden. Die hier am Klo gesessen sind und sich die Fliesen angeschaut
haben und geschnuppert haben, welchen Geruch das Zimmer angenommen hat und nun
wiedergibt. Trotz unzähliger Putzaktionen und Wischprozeduren,
Spurenbeseitigungsversuchen, wie üblich, werden ihre Körper doch die Matratze
eingedrückt und das Sofa gewetzt oder bedruckleibt haben.
Wir alle sind Verschleissverantwortliche und unser Dasein
bleibt mikroskopisch klein vorhanden – auch in der Luft, die um die Erde weht.
Die Zimmernummer wird mir bedeutungsvoll erscheinen, wie
jedes Mal bei all den nummerierten Zimmern meines bisherigen Lebens.
Und wenn Weihnachten kommt, werden ein paar der versprengten
Bademantel-Menschen in diesem Gast-Haus, wie ich, eine wieder-überraschende
Nähe zu einander miterleben:
Weil wir nackt sind und uns gegenseitig Freude bereiten, nur
durch unser Da-Sein.
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